Corona-Auszeit

Seit dem 14. März sind unsere Salzräume nun schon geschlossen – das sind genau 5 Wochen.

 

Als sich Anfang März die ersten Corona-Fälle in Deutschland häuften, rief mich eine befreundete Ärztin an und fragte mich nach meinem „Plan B“. Es gab nicht wirklich einen Plan, aber wir hatten innerhalb der Familie schon besprochen, spätestens wenn die Kitas schließen, würden wir auch schließen. Trotzdem ging mir „Corona“ nicht mehr aus dem Kopf. Ich habe das Gesundheitsamt angerufen, aber auch von dort gab es keine Empfehlung. Am Freitag, den 13., noch bevor das Land über die Kita- und Schulschließungen entschieden hatte, habe ich unseren Aushang fertiggestellt, dass wir ab 14.03. geschlossen haben. Die ganze Situation war mir einfach zu riskant. Bei uns tümmeln sich viele (kleine) Kinder, die können sich noch nicht an eine gewisse Abstandsregelung halten. Und viele unserer Besucher haben nun mal Erkältungssymptome – ich wollte nicht unwissentlich zu einem möglichen „Hot Spot“ werden.

 

Zuerst dachte ich ja auch tatsächlich noch „so 2 Wochen Zwangsurlaub tun ja mal ganz gut, da kann man einiges erledigen, was im letzten halben Jahr liegen geblieben ist“…

Doch prompt mit Corona wurde mein Sandwichkind so richtig krank: hohes Fieber über mehrere Tage, Bauchschmerzen, nach 3 Tagen kam ein trockener Husten hinzu. Mein Sohn ist eigentlich nie mehr krank gewesen, seit er zur Schule geht, und dann gleich so. Er hat sich richtig schlecht gefühlt und zwischendurch habe ich mir richtig Sorgen gemacht. Dazu waren die äußeren Umstände total befremdlich: Man konnte nicht einfach so zum Arzt, man fühlte sich so unsicher. Und musste dabei zusehen, wie es dem Kind so schlecht geht, Fiebersaft nicht anschlägt etc.

Fast gleichzeitig wurde dann auch mein Mann krank, Husten, Nebenhöhlenentzündung. Hm, bei ihm auf der Arbeit gibt es positive Corona-Fälle. Muss er getestet werden? Hat unser Sohn es dann auch?

Fragen, Unsicherheit, Ärzte, die auch nicht so genau wissen, dürfen sie einen Test machen oder nicht.

Dann wurde auch noch die Kleinste krank, hohes Fieber, Husten.

Und unserer Ärztin fiel ein, man könnte ja auf jeden Fall mal einen Influenza-Abstrich machen – vor lauter Corona denkt niemand mehr an eine normale Grippe. Und tatsächlich war der Influenza-Abstrich positiv – und bis das Ergebnis da war, ging es mit den Patienten auch allmählich wieder bergauf.

 

Die ersten 2 „freien“ Corona-Wochen habe ich also mit Krankenpflege verbracht. Danach kam ich tatsächlich dazu, die Kinderklamotten auszumisten, Fenster zu putzen, den Garten vom Unkraut zu befreien etc. Das ließ sich alles gut mit den Kindern kombinieren. Unser Sohn hat ziemlich selbständig seine Aufgaben für die Schule erledigt (3. Klasse), das hat wirklich gut geklappt – vielleicht auch, weil ich da nicht allzu verbissen ran gegangen bin und mich nicht als Lehrer-Ersatz gefühlt habe. Wir haben immer gemeinsam geschaut, was zu tun ist und ein Tagespensum festgelegt. Mit ein paar Snacks hat er sich an seinen Schreibtisch gesetzt, und wenn er Fragen hatte, dann war ich da und konnte helfen. Die Kleine hat sich anfangs auch immer mal ganz gut alleine beschäftigt. So habe ich es dann auch geschafft – wenn auch in Etappen - nebenbei meine Buchhaltung zu erledigen und rechtzeitig ans Steuerbüro zu übermitteln.

 

Im Laden waren wir zwischendurch auch mal: wir haben die ganzen Spielsachen gereinigt, sämtliche Flächen gesäubert und desinfiziert, ein paar kleine Reparaturen erledigt, die Glasreiniger haben die Fensterfront geputzt. Es hat gutgetan, mal raus zu kommen und was anderes als die eigenen 4 Wände zu sehen. Aber ich habe auch mal dagesessen und mit den Tränen gekämpft: mein Spielplatz, mein Herzensprojekt, ohne Kinder, alles so trostlos. Viele Fragen im Kopf: Wann geht es weiter? Wie geht es weiter? Geraten wir in Vergessenheit?

 

Ich muss sagen, je länger die Situation so ist, wie sie gerade ist, umso mehr werde ich von Stimmungsschwankungen heimgesucht.

Ja, wir sind in der glücklichen Lage, dass wir relativ entspannte Kinder haben, die das wirklich bisher gut mitmachen, dass wir einen Garten haben und dass Corona ja auch den Frühling mitgebracht hat. Mein Mann ist auf seiner Arbeit (zumindest noch) nicht von Kurzarbeit betroffen und ich bin aufgrund der Ladenschließung zuhause und habe keine Nöte, eine Betreuung für meine Kinder organisieren zu müssen. Das ist in dieser Zeit sicher ein gewisser Luxus. Ich habe mit den Kindern Dinge ausprobiert, für die sonst oft wenig Zeit bleibt: wir haben viel gebacken und gebastelt, zusammengespielt und neue Dinge ausprobiert. Ich habe sogar das Trampolinspringen für mich entdeckt!

 

Aber wenn man es sonst gewohnt ist, neben der Selbständigkeit einen 5-Personen-Haushalt mit Hund zu organisieren, dann ist das jetzt eine ziemlich große Umstellung. Ich liebe meine Kinder und genieße es phasenweise wirklich sehr, dass wir aktuell ohne Zeitdruck zusammen Dinge machen können. Doch es strengt mich an, mich ständig in die Welt von Anna und Elsa zu versetzen und nicht immer der Kommunikation einer 3-jährigen gerecht zu werden. Auch kann ich dem 8-jährigen in seiner Welt von Mario und Luigi nicht wirklich folgen (hier fehlt mir einfach jegliches Interesse an den Spielekonsolen).

 

Ich würde gerne nebenher auch mal etwas arbeiten. Vor Corona habe ich mit Expansionsgedanken gespielt, wir haben überlegt, ob, wie und wo man weitere nasefrei-Standorte aufbauen könnte. Wenn die Kleine im neuen Kindergarten eingewöhnt ist, wollte ich meine freien Vormittage für entsprechende Vorarbeiten und Konzepte nutzen. Ja, alles nichts, was jetzt sein muss, deshalb ist auch noch nichts passiert, weil der Fokus zur Zeit eben auf der Kinderbetreuung und dem Haushalt liegt. Aber manchmal frustriert mich das, weil ich mich momentan überhaupt nicht verwirklichen kann. Und ich beneide meinen Mann, der zwischendurch ins Büro fahren und ganz „normal“ arbeiten kann.

Und auch mir fehlen, wie den Kindern, die sozialen Kontakte. WhatsApp, Facetime, Telefon – schön, dass es all diese Dinge gibt. Aber mir fehlen meine Kunden, der Austausch mit anderen Mamis oder Papis, es gab immer Gesprächsthemen bei uns im Laden. Zuhause geht der Gesprächsstoff leider gerade aus – man hört ja von allen Seiten nur Corona, Krise, Maßnahmen, Kontaktsperre, Virus etc.

Wann wir wieder öffnen dürfen, dass wissen wir nicht. Wahrscheinlich sind wir in der Kategorie mit den Fitnessstudios, Saunen etc. eher erst zum Schluss der Lockerungsmaßnahmen dran. Also warten wir ab und bereiten uns und den Laden darauf vor.

 

Wir als Familie haben in dieser Woche ein Wunsch-Glas aufgestellt: hier kann jeder auf kleinen Notizzetteln aufschreiben, was er gerne machen möchte, wenn Corona „vorbei ist“. Die Kinder haben Wünsche formuliert wie „auf dem Spielplatz schaukeln“, „mit Freunden treffen“, „ins Schwimmbad gehen“ etc. Einer meiner Wunschzettel im Glas ist „mein nasefrei wieder öffnen und alle lieben kleinen und großen Kunden wiedersehen“ – der Gedanke ist großartig!